18 November 2009

1918/19 - Eine deutsche Revolution


Meine Wertung


Die verratene Revolution, die SPD und die Friedrich-Ebert-Straßen

In fast jeder deutschen Großstadt stößt man auf eine Friedrich-Ebert-Straße. Seltsam, wenn man bedenkt, dass die SPD unter der Führung von Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Gustav Noske die Novemberrevolution von 1918/19 brutal niedergeschlagen hat. In der ihm eigenen pointierten Sprache weist Sebastian Haffner nach, dass die SPD die revolutionäre Bewegung verraten und damit den Boden für den nachfolgenden Nationalsozialismus bereitet hat. Haffner widerlegt die bürgerliche Uminterpretation der Revolution als bloße Soldatenrebellion; auch räumt er gründlich mit der so genannten Dolchstoßlegende der Nazis auf. Jedoch selbst wenn Haffner es immer wieder in Frage stellt, Ebert und seine Genossen mussten, nur wenige Monate nach der Oktoberrevolution in Rußland, einen Umsturz nach sowjetischem Vorbild befürchten. Und doch, kein Grund für die blutigen Exzesse und die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die unter der Mitverantwortung der damaligen SPD stattgefunden haben. Folgerichtig schreibt Sebastian Haffner in seinem erstmalig 1969 erschienenen Buch:

Die Sternstunde der SPD, ein halbes Jahrhundert lang erwartet, war [1918/19] gekommen und gegangen. Seitdem ist ein weiteres halbes Jahrhundert vergangen, und sie ist nicht wiedergekommen.

Heute, 90 Jahre nach der Revolution und weitere vier Jahrzehnte nach der Erstauflage des Buches von Haffner, wartet die SPD immer noch, geduldig aber aussichtsloser denn je, auf ihre Sternstunde. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, sich auf Friedrich Ebert zu berufen und zahllose Straßen nach ihm zu benennen!

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