28 January 2010

Niederungen


Meine Wertung

Die Landbevölkerung, die Securitate und die Zensur

Niederungen ist das Erstlingswerk von Herta Müller, die vielfach ausgezeichnet wurde und - laut Wikipedia - im Jahr 2009 "den Nobelpreis für Literatur für ihr sprachgewaltiges Gesamtwerk über die rumänische Diktatur" erhielt. Das Manuskript zu dem Buch schlummerte zunächst über vier Jahre in den Schubladen des Verlages und erschien erstmalig 1982 in einer zensierten Fassung in Rumänien. Was veranlasste aber die Securitate-Schergen, dieses Buch zu unterdrücken? Die ungeschönte Schilderung der archaischen Sitten und Gebräuche der Banater Schwaben in ihren Dörfern in Rumänien kann es kaum gewesen sein; dafür wurde Herta Müller ja bereits zur Genüge von ihren "Landsleuten" als Nestbeschmutzerin beschimpft. Im Vergleich zu einem beliebigen deutschen Dorf, zum Beispiel in Bayern, macht es auch keinen Unterschied, ob der Gesetzeshüter ein Dorfpolizist ist und eine grüne Uniform trägt, oder als Milizmann "im Dorf der Blaue genannt wird". Es sind nicht die bürgerlichen Werte, die den kommunistischen Machthabern in Rumänien zu schaffen machten; es ist vielmehr die subkutane Kritik des Buches an dem Unterdrückungssystem, an Freiheitsentzug, willkürlichen Enteignungen, Korruption und Vetternwirtschaft in dem feudal-diktatorisch regierten Rumänien unter Nicolae Ceaușescu. Dieses Buch ist beeindruckend und zugleich ein - wenn auch später - Sieg über die ideologische Engstirnigkeit der beamteten Zensoren in ihren Amtsstuben.

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