01 September 2012

Spring doch!


 
Meine Wertung

Mittelschicht und Mittelmaß auf Weltliteraturniveau

Wie schafft es John Updike in seinen Romanen und Erzählungen, Mittelschichtehepaare mittleren Alters, mit mittelmäßig bis gutem Einkommen und IQ, aus der provinziellen Idylle der nordamerikanischen Ostküste auf Weltliteraturniveau zu heben? Indem er erbarmungslos und meisterhaft jede Facette ihrer bürgerlicher Doppelmoral entlarvt, ohne jedoch seine Protagonisten ins existenzielle Abseits zu manövrieren; wie im "richtigen Leben", sterben sie nur selten eines unnatürlichen Todes. "Spring doch!", der Titel der ersten Erzählung dieses gleichnamigen Bandes, stellt keine Ausnahme dar. Nein, es ist nicht etwa die provokative Aufforderung eines Ehepartners an den anderen, die endlosen Ehekonflikte durch einen Sprung in den Abgrund zu beenden, sondern die Ermutigung eines Vaters an seinen Sohn, den Sprung vom Schwimmbeckenrand in seine Arme zu wagen. So banal? Nicht ganz, denn statt in die Arme des Vaters geht es in die Tiefe des Beckens, der Sohn muss sich freischwimmen und somit steht ein Vertrauensbruch am Anfang seines bewussten Lebens - ganz nach bewährter Updike-Manier.

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