23 March 2017

Die Kannibalen und andere Erzählungen

Meine Wertung

Propaganda auf Schülerzeitungsniveau

Das kommt dabei heraus, wenn sich drei Kommunisten mit jugendlichem Enthusiasmus zusammentun, um Amerika schwarzzumalen und die DDR weißzuwaschen. Aber so jugendlich, wie man meinen sollte, waren die drei im Erscheinungsjahr 1953 nicht mehr. Stefan Heym, der Autor, war 40, der Verleger Johann Fladung schon 55 und Max Schwimmer, der Illustrator, hatte die 60 fast erreicht. Wenn man zudem bedenkt, dass Stefan Heym seinen Welterfolg "Crusaders / Kreuzfahrer" oder "Der bittere Lorbeer" schon Jahre vorher veröffentlicht hatte, staunt man über die naive und völlig durchschaubare Erzählperspektive. "Eine wahre Geschichte", bei der es um die Entdeckung und zunächst widerwillige Sicherung der Mitgliederkartei der NSDAP durch die Amerikaner geht, ist der einzige Lichtblick innerhalb der zehn Erzählungen. Immerhin prägte sich daraus folgender Satz für die Nachwelt ein: "Heute ist es westlich der Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik direkt eine Empfehlung, wenn man eine Karte mit seinem Namen darauf in der großen Kartothek der Nationalsozialistischen Partei hat." Der heuchlerische Umgang der Nachkriegs-BRD mit der Entnazifizierung ist vielleicht die einzige Erklärung / Rechtfertigung für diesen ansonsten schlichten Erzählband; deshalb amüsant, aber auch nur deshalb!

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